„It was too thrilling to see all that dull money her father had amassed, metamorphosed in this way into so much glitter and noise and so many bored young faces.”
(S. 52) Dieses Zitat beschreibt die vorherrschende Einstellung der Bright Young Things. Dieser Roman erzählt, wie junge, begüterte Londoner Geld raushauen.
Evelyn Arthur St. John Waughs zweiter Roman Vile Bodies erschien 1930. Er gehört mit Decline and Fall, Scoop und Black Mischief zu den satirischen Romanen, mit denen Waugh sich einen Namen machte. Diesen Roman haben Stephanie von Lektorat und Redaktion und ich für ein gemeinsames Readalong ausgewäht. Wer sich uns noch anschließen möchte, darf das gerne tun. Bisher haben wir die ersten vier Kapitel gelesen und das ließe sich noch aufholen.
Wie im letzten Post angedeutet, beginnt der Roman mit einer Seefahrt, auf der wir Mrs Melrose Apes und die zehn Engel kennen lernen. Sie ist eine amerikanische Jesuitin, die mit ihnen durch die Weltgeschichte tingelt. Übrigens tragen die Engel ihre Flügel in Geigenkoffern mit sich herum und haben sprechende Namen. Diese Art der Namensgebung setzt sich bei Walter Outrage, dem „Premierminister der letzten Woche“ fort. Adam Fenwick-Symes, verpasst beinahe das Ablegen. Er ist eine der Hauptfiguren, die auch noch in verwickelte Situationen geraten wird. Wir sehen ihm später zu, wie er den denkbar schlechtesten Vertrag bei seinem Juniorverleger unterschreibt.
Ein weiterer Ort ist der Salon des Shepheard’s Hotel, das von Lottie Crumb geführt wird. Dort trifft sich eine vordergründig illustre Gesellschaft. Darunter ist der König von Ruritania. Im weiteren Verlauf wird angedeutet, welcher Staat als Vorlage für dieses Land diente. Er hat jeden Sinn und jedes Maß für Geldbeträge verloren.
Nach einer ausschweifenden Party wacht eines der Partyanimals an einem Ort, wo sie besser nicht sein sollte, auf. Immerhin bemerkt sie ihren Fauxpas fast rechtzeitig.
Die ersten vier Kapitel sind von den Sprüngen zwischen verschiedenen Erzählsträngen und einer Armada von Figuren, die kaum eingeführt werden, geprägt. Wir erfahren nichts darüber, die die Bright Young Things aussehen und nicht mehr als nötig über ihren Hintergrund, der sich eher durch die Handlung entdecken lässt. Wenn Figuren näher beschrieben werden, dann eher über ihre Accessoires. Gleich zu Beginn lernen wir Father Rothschild, beziehungsweise den Koffer, den er mit auf die Reise nimmt, kennen. Diese Art der Nicht-Charakterisierung von Personen deutet an, wie oberflächlich die wohlhabende Schicht, die Bright Young Things sind.
Ein Highlight sind die Erzählerkommentare in Klammern oder in Anmerkungen mit Sternchen. Sie erklären oder kommentieren immer einen Sachverhalt oder das Verhalten der Figuren. Diese Einschübe machen dem Leser bewusst, dass der Autor die vermittelnde Instanz zwischen ihm und dem Romangeschehen ist und dass letzteres in seiner Hand liegt.
Wie Stephanie erwähnt hat, ist es dank der vielen Handlungssprünge gar nicht so einfach, der Erzählung zu folgen. Jedoch sind die Szenen auch unabhängig voneinander eine gute Lektüre. Vielleicht muss man den Roman eher wie eine Reihe von Kurzgeschichten mit wiederkehrendem Personal sehen? Ich bin gespannt, wie es weitergeht und ob wir noch einen roten Faden finden.